"Ich kann nicht mehr!"
Wenn alles zu viel wird

Lesedauer: 5 Minuten

Susanne Decker und Dania Esch

Psychologische Psychotherapeutinnen in der Praxis im Güntzelkiez - erklären Ihnen, was Sie über Erschöpfung und Überforderung wissen sollten.

ERKLÄRUNG

Erschöpfung, Burnout, “Anpassungsstörung”, Depression, Fatigue - Ist das alles das Gleiche, Frau Esch?

Frau Esch: Nein. Unter einem Burnout-Syndrom wird meist ein Gefühl der totalen Erschöpfung verstanden. Es gibt mehrere psychische Erkrankungen, die sich im Erleben eines Burnouts zeigen können – wie z.B. depressive Zustände oder so genannte Anpassungsstörungen. Sehr oft stellt sich auch die Frage, welche Rolle körperliche Beschwerden oder Erkrankungen bei der Erschöpfung spielen, das ist nicht immer leicht zu unterscheiden.

Wie zeigen sich Erschöpfung, Burnout, Anpassungsstörung oder Depression?

Frau Esch: Alle diese Zustände gehen mit unangenehmen Gefühlen einher. Wir fühlen uns unseren Aufgaben, dem Alltag oder unserem Leben nicht mehr gewachsen. Das kann sich auf vielfältige Weise zeigen, häufig fühlen wir uns ständig müde, schwach, gereizt, niedergeschlagen, gestresst, unter Druck, verzweifelt, ziehen uns aus sozialen Kontakten zurück, können schlechter schlafen, nicht (mehr) entspannen. Oft kommen körperliche Beschwerden hinzu.

Aber woher wissen wir nun, was es ist, Frau Decker?

Frau Decker: Bemerken wir bei uns Gefühle von Überforderung, Schwäche, Verzweiflung oder Ratlosigkeit, die wir nicht mehr alleine bewältigen können, sollten wir uns Hilfe holen – ganz egal, ob wir das nun “Anpassungsstörung”, “Burnout”, “Fatigue” oder “Erschöpfungszustand” nennen. In einer Therapie können wir dann gemeinsam herausfinden, was die Ursachen (psychisch und körperlich) für die Erschöpfung sind und was wir tun können.

Der WHO-5 Wohlfühlindex

SYMPTOME

Woran erkenne ich, ob ich gefährdet bin?

Frau Decker: Wenn alles zu viel wird, versuchen wir meist trotzdem erstmal, allem weiter gerecht zu werden. Wir strengen uns an oder suchen neue Wege, um alles zu schaffen. Es ist völlig normal, nach einem anstrengenden Tag oder einer anstrengenden Woche kaputt zu sein. Helfen jedoch Schlaf oder ein bis zwei freie Tage nicht mehr, um runterzukommen und sich zu erholen, ist das ein erstes Anzeichen für beginnende Erschöpfung.

Ab wann wird es ernst, Frau Decker?

Frau Decker: Warnzeichen sind anhaltende innere Unruhe, das Gefühl, getrieben zu sein, wenn wir Pausen und Ruhephasen als sinnlos erachten oder für sie „keine Zeit“ haben. Wir werden dann meist gereizt, schlafen schlecht, haben das Gefühl, nur noch zu funktionieren und verlieren den Spaß an vielen Dingen. Diese ständige Anspannung macht sich meist auch körperlich bemerkbar – man wird leichter krank, bekommt Rückenschmerzen, Verdauungsprobleme, Tinnitus, fühlt sich wie aufgedreht oder ständig müde.

Behandlungen und Behandlungskombinationen

Frau Esch, welche Behandlungsmöglichkeiten sind bei Erschöpfungszuständen empfehlenswert?

Frau Esch: Abhängig vom Ausprägungsgrad der emotionalen Belastung können Apps, Selbsthilfegruppen, ein Austausch mit anderen oder eine themenspezifische Beratung hilfreich sein. Manche Personen benötigen jedoch engmaschigere Unterstützung in Form einer Verhaltenstherapie, bei der auf die persönlichen Entstehungsfaktoren der Symptomatik eingegangen wird. Das kann einzeln oder in einer Gruppe sein. Auch eine tagesklinische oder stationäre Behandlung sowie eine Kur können in Frage kommen – das gilt vor allem dann, wenn körperliche Probleme hinzukommen. Wir beraten Sie gern bei der Auswahl von geeigneten Behandlungsalternativen.

Frau Decker, kann man selbst schon etwas tun?

Frau Decker: Ja, denn es gibt unserer Erfahrung nach drei wichtige Ansatzpunkte.
Erstens, das eigene Zeit- und Energiemanagement verbessern. Wofür nehme ich mir zu viel / zu wenig Zeit? Was ist wichtig? Was tue ich (nicht)? Wozu?
Zweitens, die eigenen Energiequellen kennenlernen und wieder reaktivieren. Was macht mir Freude? Was ist mir wichtig? Was kann ich gut? Was macht mich aus?
Drittens, die eigenen Grenzen kennen- und akzeptieren lernen und in die Planung und Zielsetzung integrieren – sicher der schwierigste Punkt.

Welche Behandlungskombinationen bieten Sie in Ihrer Praxis an?

Ersteinschätzung und Beratung (Diagnostik)

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Einzeltherapie

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Gruppentherapie

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Präventionskurse

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Sie wenden sich direkt an uns. Wir beantworten Ihre Mail oder rufen Sie an. Innerhalb von 7 Tagen erfahren Sie, welche Möglichkeiten es bei uns in der Praxis gibt, oder was wir Ihnen empfehlen.

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Häufig gestellte Fragen zum Thema

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Frau Esch: Nein. Die Symptome sind zwar ähnlich, doch in ihrer Qualität und Quantität geringer ausgeprägt als bei einer depressiven Erkrankung.

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Frau Decker: Eine Anpassungsstörung darf nur dann diagnostiziert werden, wenn konkrete, belastende Ereignisse (positiv oder negativ) dazu geführt haben, dass die betroffene Person längere Zeit emotional beeinträchtigt und in ihren sozialen Funktionen und Leistungen eingeschränkt ist. Wir stellen das im Gespräch fest, manchmal kommen auch Fragebögen zum Einsatz.

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Frau Esch: Eine akute Belastungsreaktion wird - im Gegensatz zur Anpassungsstörung - durch Stressoren mit außergewöhnlichem Ausmaß, d.h. von einem Ereignis mit traumatischem Charakter, ausgelöst. Wir können unterscheiden, um was es sich genau handelt; das ist wichtig für die Auswahl der Behandlung.

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Frau Decker: Nein. Eine Einnahme von Psychopharmaka ist bei einer Anpassungsstörung nur selten notwendig. Das gilt auch bei leichten Depressionen.