
Susanne Decker
Susanne Decker - Psychologische Psychotherapeutin - gibt Ihnen hier einen kurzen Einblick in das Thema ASS.
Erklärung
Was verbirgt sich hinter dem Begriff Autismus-Spektrum, Frau Decker?
Frau Decker: Autismus ist ein komplexes neurologisches und kognitiv-emotionales Phänomen. Man kann Autismus-Spektrum-Störungen als Besonderheit der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung sehen, und es gibt Schwierigkeiten in sozialen Situationen, die sich auf die Kommunikation und das Verhalten auswirken. Menschen mit ASS haben zudem häufig eine Vorliebe für Rituale, Regeln, Struktur und Beständigkeit.
Symptome
Welches sind die häufigsten Symptome bei ASS?
Frau Decker: Obwohl Menschen mit ASS sehr sensibel sind, können sie soziale und emotionale Signale häufig nur schwer einschätzen und haben ihrerseits Schwierigkeiten, diese auszusenden. Ihre Reaktionen auf Gefühle anderer Menschen wirken deshalb manchmal unpassend, obwohl sie eigentlich sehr empathisch sind.
Autist:innen haben häufig einen anderen Denk- und Wahrnehmungsstil als andere Menschen. Sie sind meist auf Details fokussiert und haben eine sehr genaue Wahrnehmung. Regeln und Muster spielen für viele Menschen mit Autismus eine wichtige Rolle. Einige Autist:innen haben Spezialinteressen (ca. 60-85%), einige wenige eine Inselbegabung (ca. 10 %).
Die meisten Menschen mit ASS haben Schwierigkeiten, wenn Spontanität, Initiative und Kreativität gefordert sind, und es fällt ihnen meist schwer, Entscheidungen zu treffen.
Und aufgrund einer hohen Sensibilität bei gleichzeitig geringer Stresstoleranz brauchen viele Menschen mit Autismus häufig Rückzugsmöglichkeiten und Ruhe.
Sind es die Symptome der Erkrankung, die die Betroffenen auch in die Therapie führen, Frau Decker?
Frau Decker: Häufig werden Hilfsangebote zunächst eher wegen der Folgen und psychischer Begleitstörungen der ASS in Anspruch genommen, diese kommen bei über 60% der Betroffenen vor. Dazu gehören vor allem Stress und Erschöpfung durch Reizüberflutung (ca. 90%), Schlafprobleme (40-80%), Depressionen (ca. 50%) und Ängste (ca. 40%). Häufig bestehen auch Sorgen, teilweise Phobien, Zwangsstörungen (ca. 24%), Essstörungen, Wutausbrüche und fremd- oder selbstverletzendes Verhalten, und nicht zuletzt ein gleichzeitig bestehendes AD(H)S (ca. 30%).

Behandlungen und Behandlungskombinationen
Worum geht es in der Therapie?
Frau Decker: Da die Schwierigkeiten der Menschen mit ASS so vielfältig und unterschiedlich sein können, geht es zunächst erstmal darum, die individuelle Problemkonstellation, die Schwierigkeiten und die Fähigkeiten der jeweiligen Person genau zu analysieren und zu verstehen. Eine fortlaufende Diagnostik ist also immer Teil der Behandlung. Wir erarbeiten zu Beginn einer Therapie gemeinsame Ziele mit unseren Patient:innen. Hierzu gehört es, Wissen und Verständnis über sich selbst und die ASS zu erlangen. In vielen Fällen ist es hilfreich, die eigenen Erfahrungen mit ASS und der eigenen Besonderheit aufzuarbeiten. Und dann geht es darum zu unterscheiden: Was ist veränderbar? Was kann ich lernen? Was sollte ich in Zukunft berücksichtigen? Wo muss ich mich anpassen? Was muss ich akzeptieren lernen?
Welche Behandlungen empfehlen Sie?
Frau Decker: Ich kann es gar nicht genug wiederholen: Zunächst eine genaue und individuelle Diagnostik – denn die beschriebenen Symptome können immer auch Anzeichen anderer Erkrankungen sein. Ist die Diagnose klar, gibt es gute Maßnahmen zur Behandlung von ASS bei Erwachsenen: Informationsvermittlung, Beratung, verhaltenstherapeutische und medikamentöse Therapiebausteine, die gegebenenfalls kombiniert werden können.
Sie vermuten eine ASS? Jetzt selbst testen.
Auf der hier verlinkten Seite „Autismus-Kultur“ finden Sie Möglichkeiten für Selbsttests und viele hilfreiche Informationen zum Thema. Wir empfehlen die Seite, obwohl dort teils veraltete und nicht mehr üliche Begriffe verwendet werden.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema
Frau Decker: Absolut, es gibt sogar Studien zur Annahme einer überdurchschnittlichen Empathiefähigkeit bei Menschen mit ASS. Auch wenn das Verhalten manchmal anders wirkt - Menschen mit ASS sind Beziehungen sehr wichtig, sie zeigen ihre Zuneigung und Verbundenheit nur auf ihre eigene Art.
Frau Decker: Studienergebnisse legen nahe, dass 50% der Menschen mit einer Inselbegabung auch Symptome aus dem Autismus-Spektrum aufweisen.
Frau Decker: Die Ausprägung der Symptome und Beschwerden ist hier entscheidend - also wo auf dem Spektrum man sich befindet. Wir sehen hier in unserer Praxis vor allem sogenannte hoch funktionale Autist:innen. Es gibt einen hohen Prozentsatz an Personen, die einzelne Aspekte einer ASS aufweisen, bislang aber dadurch nicht oder nur sehr geringfügig aufgefallen sind. Das zeigt wieder, wie wichtig die ASS-Diagnostik ist, auch wenn sie etwas aufwendiger sein kann.
Frau Decker: Die Diagnose erfolgt durch eine Erhebung der kognitiv-emotionalen und sozialen Schwierigkeiten in der Kindheit, Jugend und Gegenwart (Anamnese), speziellen Fragebögen und störungsspezifischen diagnostischen Interviews, und manchmal (dafür stellen wir eine Überweisung in eine andere Praxis aus) einer körperlichen Untersuchung zum Ausschluss körperlicher Erkrankungen.